Projektwoche Sinne 2017 des 1. Jahrgangs
Projektwoche der ersten Oberstufe 6.6. – 9.6.2017
Am Abend des Dienstags gab’s bereits viele zufriedene Gesichter. Ganz besonders strahlten P. Nef und L. Rechsteiner, die beide mit ihren Gruppen knapp dem Regen – ja, es war wirklich knapp – entkommen waren. Ausserdem hatte sie ihre Gruppen unfallfrei (aber nicht sturzfrei) durch den Tag gebracht.
Schon im Mittelalter war es alles andere als leicht gewesen, die hochgelegene Schnabelburg zu erreichen. Daran hat sich bis ins Jahr 2017 nicht viel geändert und so stellte insbesondere der Abstieg hohe Anforder-ungen an die Wandergruppe. Eine besondere Technik entwickelte Bienvenu: Er fixierte einfach einen dicken Baumstamm fünf Meter tiefer, rannte mutig auf diesen zu und umarmte ihn herzhaft, aber ungebremst.
Ivan hatte in der Geschichte doch tatsächlich einmal aufgepasst und gehört, dass man bei der Verteidigung einer Burg Steine hinunterwarf. Das tat er auch beim Abstieg von der Schnabelburg, die ja auch einmal be-lagert worden war. Stella wurde von Ivans Stein an der rechten Wade getroffen. Als starke Frau verzog sie aber – auch sie hatte in der Geschichte aufgepasst und gehört, dass Ritterfrauen hart im Nehmen waren – keine Miene.
Die Biker-Gruppe kurvte in dieser Zeit um oder auch über Wurzeln, was auch nicht immer einfach war. Ilias war aber kaum zu bremsen. Unermüdlich wurde an der Technik gefeilt, bis alle Hindernisse gemeistert waren. Der Leiter, L. Rechsteiner, staunte. Er staunte auch über Patric, der doch tatsächlich mit seinem Bike ein Element des Parks demolierte. Weiss der Teufel mit welchem Tempo Patric da auf besagtes Teil losgedüst war. Von Yannis wurde berichtet, dass er am Altberg kurz, aber temporeich den Weg verliess und auf einer Wiese einen tollen Abgang machte. Die vom Regen aufgeweichten Böden hatten eben schon ihr Gutes: Man sank zwar tief in den Schlamm, es passierte aber nichts wirklich Schmerzhaftes. Sinia und Diana fielen durch harmonische Partnerarbeit auf, die auch hervorragende Resultate brachte.
Bei der Gruppe „Arbeit mit Ton“ entstanden höchst spannende Werke, die auf sehr viel Kreativität schliessen liessen. Etwa das grossartige Werk „Shaban Monster frisst Bratwurst“. Da staunt ihr, was!? Und ich kann es beschwören: Es war tatsächlich eine Bratwurst, eine richtig knackige sogar. Den Umstehenden lief das Wasser im Mund zusammen. Die Fotografie mit Bratwurst und Shaban-Monster im Hintergrund macht das auch verständlich.
Auch eine Leichen-Insel wurde farblich gekonnt fotografiert. Dazu verfasste Jasmine einen Text, der auch einem Ahnungs-losen sofort die tiefere Bedeutung ihres gelungenen Werks erschloss. Ganz offensichtlich hatte sie sich von Arnold Böcklins weltberühmtem Werk „Die Toteninsel“ inspirieren lassen und dazu die passende Antwort des 21. Jahrhunderts gefunden.
Laut und geräuschvoll ging es in der einen Küche zu und her. Hier wurden „Energiebällchen“ produziert. Aber nicht nur! Mit Hilfe von Luftballonen wurden innen hohle Schoggi-Kugeln in grösserer Zahl hergestellt. Dabei ging aber einiges schief und es kam etliche Male zu heftigen Explosionen, wovon auch am Tag danach noch im Kühl-schrank Spuren zu sehen waren (siehe Foto). Zeugenaussagen zu-folge wurden aber auch einige Schüler von Schoggi-Splittern ge-troffen, was diese aber nicht sonderlich schlimm fanden und sofort eifrig zu lecken begannen.
Mehr Ekelgefühle gab es aber bei „Indisch-Essen“, denn hier muss-ten die Schüler ihre Produkte mit den Fingern verzehren. Die an-wesende Lehrkraft achtete streng darauf, dass nirgends irgendeine versteckte Gabel zum Einsatz kam.
„Ich musste mich schon grausam überwinden, als ich das erste Mal meine Finger in den Reis steckte und diesen zu kleinen Bällchen formte. Dann aber erzählte mir Grâce, dass Curry gut für die Elastizität der Fingernägel sei. Da hatte ich dann keine Mühe mehr beim Essen.“ Das jedenfalls die Aussage von Riccarda. Auch Ada war zuerst alles andere als begeistert, als sie hörte, dass jetzt nur mit den Fingern essen dürfe. “An sich esse ich gerne Indisch. Aber ich fürchtete zuerst, ich würde mir beim Essen reihenweise in den Finger beissen. Und der Mensch hat ja nur zehn davon. Doch dann kam mir in den Sinn, dass ich zu Hause auch nicht jedes Mal meine Beisser in die Gabel ramme, wenn ich esse. Und siehe! Dann ging’s ganz gut.“
In der andern Küche gab’s „Birchermüsli“, allerdings mit verbundenen Augen produziert. Ich möchte ja nicht so genau wissen, was da so alles versehentlich in dieses „Bircher-müsli“ reingeraten ist. Damit niemand auf Crash-Kurs geriet, wurde jeder Schritt akustisch untermalt. Pip-pip-pip tönte beim einen, Hu-hu beim andern. Nicht immer funktionierte das aber ganz perfekt. Leandra – oder war’s Leonie, oder doch etwa Linnea? - kam einmal vom richtigen Weg ab, verirrte sich mit ihren verbundenen Augen in die Vorratskammer und stolperte dann auch noch gleich in die fal-sche Küche. Ja, in den Küchen, da war was los. Warum ab und zu ein Glas in Brüche ging oder etwas Tee ins Birchermüsli floss – wenn’s nur das war! -, zeigt das Bild rechts doch recht einleuchtend.
Sehr lecker sahen die Pralinen aus, die hier entstanden. Auch dafür musste man sich die Hände ganz schön dreckig machen. Stella, die bereits beim Aufstieg zur Schnabelburg ihre Hände stets im Dreck gehabt hatte, machte das natürlich gar nichts aus. Doch auch Ranim schien sich mit Schokolade auf den Handflächen durch-aus wohl zu fühlen. Wie gerne hätte sie jetzt allen mög-lichen Leuten die Hand drücken wollen. Chiara B. hin-gegen zeigte Interessierten gegenüber eher die kalte Schulter und drohte mit dreckigen Fingern, was auch auf der Foto links gut zu sehen ist. „Meine grosse Angst war vor allem die, dass immer mehr Leute hereingeschneit kommen und sich dann an unseren Pralinen zu schaf-fen machen wollten. Das musste natürlich verhindert werden, allenfalls durch Unhöflichkeit oder zumindest abweisendes Verhalten. Wenn ich mir schon die Finger dreckig mache, will ich die Pralinen auch selber essen können.“ Wo Chiara recht hat, da hat sie recht. Filipa genoss die Vorfreude mehr im Stillen: „Als ich unsere Pralinés so schön im Licht glänzen sah, lief mir schon das Wasser im Mund zusammen. Ich beschloss aber an die vielen Kalorien zu denken und meine Pralinés meinen beiden Lehrerinnen zu schenken.“ Eine ganz tolle Idee, meint die Redaktion, die hoffentlich auch in die Tat umgesetzt wird.
Apropos Dunkelheit: Am Mittwoch zog eine Gruppe ins Restaurant „Blinde Kuh“, das von Blinden betrieben wird und in dem wirklich grösste Finsternis herrscht. In kleinen Grüppchen wurden die mutigen Schülerinnen und Schülern zu ihren Tischen geführt, wobei sie sich am Vordermann bzw. Vorderfrau festhalten mussten. Aufschlussreich waren auch die Interviews, die nachträglich mit einigen Schülern gemacht wurden. Salomé berichtete: „Mein Gott, ich hatte ja wirklich keine Ahnung, wohin ich jetzt da geführt wurde. Mich nahm schon Wunder, wer da mein Vordermann war. Ich habe mich nämlich zuerst an seinen Ohren – ziemlich grosse, wie mir schien - festgekrallt. Ich glaub’, das war etwas unangenehm. Aber praktisch war es schon.“
Ein anderer Schüler, Aldin, erzählte:
„Mir wurde plötzlich ganz schwarz vor Augen. Dann mussten wir Formen von Tieren ertasten. Das war gar nicht so einfach. Ich war mir sicher, eine Klapperschlange zu ertasten, doch dann stellte es sich heraus, dass es ein stinknormaler Bündner Steinbock war. Etwas verwundert war ich. Das muss ich offen zugeben.“
Spass beiseite: Alle mussten erkennen, dass das Leben eines Blinden kein einfaches ist, dass diese aber Fähigkeiten entwickeln, wie es den Sehenden nie möglich sein wird.
Die Schnabelburg-Gruppe hatte sich mittlerweile von den fürchterlichen Strapazen des Vortags erholt, war aber dennoch heilfroh, nicht wieder steilste Hänge hochrutschen zu müssen. Diesmal ging’s nach Königsfel-den, wo 1308 König Albrecht von seinem Neffen und dessen Freunden hinterrücks ermordet wurde, was bei der Gruppe natürlich grosse Betroffenheit auslöste. Die Gruppe erfuhr, dass in dem Doppelkloster später Nonnen und Mönche auch fleissig beten mussten, um den ermordeten König, der selber als etwas schwierig galt, die Zeit im Fegefeuer zu verkürzen. Nicolas und Yannick begannen gleich darauf hochzurechnen, wie lange ihre Angehörigen wohl beten müssten, um ihre, Nicolas’ und Yannicks Zeit im Fegefeuer auf ein erträg-liches Mass zu reduzieren. Da sieht man wieder, zu welchen Überlegungen so eine Projektwoche führen kann. Bienvenu war fast schon etwas enttäuscht, dass er nicht wieder wie am Vortag gegen Bäume anrennen konnte.
Bei Herrn von Aesch herrschte eine vergleichbar ruhige, fast schon abgeklärte Atmosphäre. Slow Motion, das war geradezu ein Versprechen. Doch auch hier wurde intensiv gearbeitet und den Gehirnzellen ein Höchstmass an Leistung abverlangt und auch fleissig Knet verformt. Natürlich war bei der Slow Motion-Produktion das Thema ein entscheidender Faktor. Mohamadali berichtet: „Da ich zur Zeit in jeder freien Minute intensiv meine Theater-Rolle auswendig lerne, wollte ich zuerst eine Szene aus dem Theater filmisch darstellen, nämlich die Stel-le, wo Perseus Medusa killt. Cynthia war anfänglich begeistert, denn erstens ist das Wort Theater griechisch und zweitens geht es hier auch um griechische Mythologie. Dass hier allerdings ein Weib gemordet wird, fand sie weniger toll. Wir machten dann halt etwas anderes.“
Wer in der zweiten Wochenhälfte draussen war, hatte eindeutig das bessere Los gezogen. Das kam nun den Bikern und der Sensomotorik-Gruppe voll zugute. So erstaunt es nicht, dass jetzt Top-Leistungen in Serie zustande kamen. Domenico überwand alle Ängste, falls er welche gehabt hatte, und sprang gleich fünfmal von der mittleren Schanze, einmal mit Rückwärtssalto, Ilias, ohnehin schon in Top-Form, vollführte einen Rondat-Salto (Weiss hier jemand, was das ist?), ohne je geübt zu haben, Detjon fuhr im Scooter-Kurs die schnellste Zeit , Grâce bei den Damen, Basil schaffte beinahe einen Dreifach-Salto ins Tuch, was beim Eis-kunstlauf einem vierfachen Axel entspricht, und Taher fand seine Gruppe nicht und landete stattdessen bei Herrn Plüss. So ein Ärger!
Den „Sturz der Woche“ – und den auch noch gleich auf der mittleren Schanze - präsentierte aber Kemal.
Selbstverständlich ohne Verletzungen, was seine Eignung als Stuntman bei zukünftigen James Bond-Filmen klar unterstrich. Herzliche Gratulation!
Überhaupt waren Sport und Bewegung ein wichtiges Element in dieser Projektwoche. Und sie waren ja auch bereit, sich hart fordern zu lassen, unsere jungen Damen und Herren. Einige hatten sich sogar extra bei Cross-fit eingeschrieben, um sich so fit für den Nachtmarsch zu machen.
Joana äusserte voller Begeisterung: „Wenn ich später einmal zu den Grenadieren ins Militär einrücke, wird mir dieser Crossfit-Kurs gewiss eine grosse Hilfe sein. Härter wird’s bestimmt nicht werden. Dummer-weise hatte ich das Pfingstlager noch etwas in den Knochen. Sonst wäre ich noch fitter gewesen. “ Ja, Joana hat offenbar bereits recht klare Vorstellungen, was sie über ihre Pfadi-Tätigkeit hinaus noch so alles machen will. Auch Noah und Aleks zeigten sich mehr als zufrieden. Aleks erzählte: „Klimmzüge? Da schaff’ ich locker eine ganze Reihe. Aber es war nicht ganz so leicht, an die Stange heranzukommen. Zum Glück hab’ ich da gute Kollegen. Das ich dann nachher so locker über die Schanze kommen würde, hat mir wohl nicht jeder gleich zugetraut.“ Doch es war so. A. Tommasini kann es bezeugen und zeigte sich ebenfalls sehr zufrieden mit ihrer Gruppe. Ja, der Nachtmarsch, er kann kommen. Die Schülerinnen und Schüler der ersten Oberstufe sind bereit.
Auch Balance-Übungen bildeten ein Teil des Programms wie eben hier auf dem Pausenplatz. Dabei ist eine
gute, saubere Kontrolle nicht nur über sich, sondern auch über andere sehr wichtig. Cynthia (rechts im Bild) nahm daher ihre Aufgabe sehr ernst. „Da ich später vielleicht selber ein-mal Lehrerin sein werde, war das eine gute Übung für mich. Es gibt da schon immer wieder ein paar Schlaumeier, die schummeln wollen. Aber die hab’ ich schon ganz gut im Griff. Ich kenn’ sie ja auch“ Das war in der Tat so!
Auch hier erneut ein wahrer Meister: Ilias.„Die harten Vorübungen auf dem Rad bei Herrn Rechsteiner kamen mir hier nun voll zugute. Das Gehen auf dem Seil fiel mir hier so leicht, als würde ich zu Hause auf den vollen Kühlschrank zumarschieren.“
Detjon und Felipe sind ebenfalls kaum zu bremsen, ganz besonders wenn ein Foto-apparat auf sie gerichtet wird. Detjons enormes Engagement zeigte auch körper-lich seine Spuren. Über seine rechte Stirn-hälfte zog sich eine frische Narbe, die er sich am Vortag beim Trampolin-Springen zugezogen hatte. „Nicht so schlimm,“ meinte er,“ ich habe ja noch die linke Stirnseite, die narbenfrei geblieben ist.“ So kann man das natürlich auch sehen. Tapferer Junge!!
Im Zimmer von R. Schütz ging es auch an diesem Morgen deutlich ruhiger zu und her. Verletzte habe es bei der Arbeit mit optischen Täuschungen bisher keine gegeben, meinte etwas erleichtert R. Schütz. Dass aber dennoch fleissig gearbeitet wurde, zeigt das folgende Bild. „Daumenkino“ war die Aufgabe, die den Schüler-innen und Schülern gestellt wurde.
Ramona (links im Bild) informiert: „Auch wenn die Arbeit denkbar einfach aussieht, so einfach ist es nicht. Das neue Bild ist stets eine Fortsetzung des alten.
Drauflos heuen geht also nicht. “Tamara und Jasmine nickten. Auch sie waren sehr konzentriert bei der Sache und gaben so den andern im Raum ein gutes Vorbild.
„Gibt es auch beim Daumen-Kino einen Oscar? Dann könnten wir ja alle in die USA reisen.“ wollte einer der Schüler, Alejandro, von R. Schütz wissen. Das aber konnte der Verantwortliche in diesem Atelier weder verneinen noch bestätigen. Wir bleiben dran!
Ja, mit diesen Bildern und Kommentaren findet die Projektwoche 2017 ihren Abschluss. Die Redaktion bedankt sich bei allen Lehrkräften für die Organisation, bei den Schülerinnen und Schülern für die gute Stimmung und bei all den befragten Schülern für die vielen tollen Auskünfte.
Dass zum grossen Bedauern der Redaktion nicht alle Schülerinnen und Schüler zu Wort und Bild kommen konnten, liegt auf der Hand. Die Redaktion rechnet mit eurem Verständnis und wünscht allen ein gelunge-nes und unfallfreies Lager.
Text und Interviews mit diversen Schülern und Schülerinnen: P. Nef
Fotos: D. Plüss, L. Rechsteiner, B. Vontobel, P. Nef
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