Klassenlager der 1. Sek A Klassen in Lenk
Klassenlager A 1a / A 1b und A 1c in Lenk
12.6. – 16.6.2017
Wie sich die Zeiten doch ändern: Vor etlichen Jahren fragten sich Schüler, die ins Klassenlager zogen, noch, wie denn das Wetter wohl sein werde, ob man es mit den Zimmerkameraden aushalten könne, ob Mami und Papi zum Abschied winken würden, das Essen im Lagerhaus wirklich so furchtbar sei, wie alle andern meinten oder ob die Lehrer fehlbare Schüler gleich reihenweise vorzeitig nach Hause schicken würden.
Heute tönt das ganz anders: Hab’ ich immer genug Saft im Handy? Muss ich’s Handy tatsächlich über Nacht abgeben? Wie lange dauert es, bis ich mein Handy wieder in die Hand gedrückt bekomme? Es wurden ja auch schauerliche Dinge herumgereicht, etwa, dass die Lehrkräfte die Handys einziehen würden, und das schon am späten Nachmittag, und dass man sie bereits vor dem Nachtessen wieder abgeben müsse. Das können die doch nicht ernst gemeint haben, die Lehrer? Oh doch, sie meinten das ernst und setzten es auch durch.
Mit gemischten Gefühlen standen deshalb 59 Schülerinnen und Schüler, dazu vier Lehrkräfte und Begleiter, am Montag, dem 12.6., am Bahnhof und bestiegen wenig später die S-Bahn Richtung Aarau. Kurz vor dem Einsteigen bekam noch jeder ein Frageblatt mit allerhand Fragen zur Reiseroute in die Hand gedrückt. Wie zu erwarten, gab es auch Fragen zu Burgen und Städtchen auf der Strecke. Manche Lehrer können’s halt einfach nicht lassen. Wie denn der kleine Drache auf Schloss Lenzburg heisse? Zum Glück hatten einige in Geschichte gut aufgepasst und den Fauchi kennen ohnehin alle Kinder ab 4 Jahren.
Die Fahrt verging wie im Flug, alle unterhielten sich prächtig, weil die Handys nicht gezückt werden durften, und schon bald war Bern erreicht. Dort gab es eine Führung durch die Bundeshauptstadt, von der einige doch schon etwas wussten, andere hingegen offen zugaben, dass sie noch nie dort gewesen seien. In etwa zwei Stunden klapperten die zwei Gruppen das Bundeshaus, den Chindlifresserbrunnen, den Bärengraben und die Münsterplattform und das daneben liegende Münster ab. Dann war es höchste Zeit für den Lunch auf einer Terrasse gleich hinter dem Bahnhof. Danach ging’s an die Weiterfahrt. Wieder packten die fleissigen Schülerinnen und Schüler ihre Frageblätter aus und schauten regelmässig aus dem Fenster.
Wie heisst doch gleich der See bei Thun? Genfersee oder Thunersee? Irgendwann rückten die Berge enger aneinander. Untrügliches Zeichen, dass man jetzt in ein Alpental fuhr, nämlich ins Simmental, an dessen oberem Ende Lenk liegt. Noch zweimal umsteigen, dann war das Ziel erreicht: das KUSPO in Lenk im Simmental. Jetzt aber rein in die Zimmer, Koffer ausgepackt, Betten bezogen, und dann schauen, was die lieben Kollegen gleich nebenan so machen. Vor dem Abendessen trat dann das erste Mal der Ernstfall ein: Die Handys mussten abgegeben werden. Alle fügten sich, wenn auch schweren Herzens. Man sah es den Gesichtern an. Um die Not etwas zu lindern, hatten sich die Lehrkräfte etwas Feines ausgedacht - einen einstündigen Spaziergang durch das Dorf und zum idyllischen Lenkerseeli.
Natürlich hatten einige etwas Mühe, sogleich zum Schlaf zu finden, doch auch da wussten die Lehrer einen Weg. Nachdem der erste zum Zimmer rausflog und mit dem harten Boden Vorlieb nehmen musste, trat recht schnell Ruhe ein. Unglaublich, wie schnell sich solche Vertreibungsaktionen herumsprechen.
Am Dienstagmorgen arbeiteten alle an Themen wie etwa „Bergbauern damals und heute“, „ Milchkühe“ oder „Tourismus im Zeichen des Klimawandels“ u.a. Teil der Aufgabe waren Interviews mit Einheimischen. Keine stets leichte Sache. Das Tourismusbüro war bereits vorgewarnt worden und deshalb auf den Ansturm der Gruppen bestens vorbereitet. Kurz vor Mittag war dann Schluss. Eigentlich hätte man jetzt gerne das Handy gezückt, doch dieses war unerreichbar hinter dicken Türen und Mauern weggesperrt. Ja, das Leben kann manchmal verdammt hart sein.
Am Nachmittag stand ein Sport-Turnier mit etwa sechs Disziplinen auf dem Programm. Bei besten sommerlichen Verhältnissen. Wehe, wer dem Sonnenschutz keine Beachtung schenkte!
Trotz der Hitze war die Motivation allgemein sehr gut, die Lust, dem Gegner eine herbe Niederlage zu bereiten, ungebrochen. Je länger der Nachmittag dauerte, desto mehr wurde nach der Zeit gefragt. Wollten etwa alle, verschwitzt wie sie waren, duschen? Nein! Das Ende des Turniers bedeutete „Handy-Zeit“. Und so stauten sich schon bald alle vor den Räumen, in denen man die Lieblinge vermutete. Vor einer der Türen drängelten sich sogar zwei Klassen. Da! Endlich, der eine Lehrer mit dem rettenden Schlüssel tauchte auf. Doch was hatte er da vor? Ja, gibt’ s denn das? Er verschloss doch tatsächlich gleich wieder die Tür, was angesichts der heftig nachdrückenden Menge gar nicht so einfach war. Dann machte er sich offenbar recht gemütlich – unangemessen gemütlich, wie die Schüler meinten – daran, die Handys schön auf dem Tisch auszubreiten. Und dann – was tut er da? Was tut er da? Er öffnet wieder die Tür und lässt nur die eine Klasse rein, sogar die, bei denen er nicht mal Klassenlehrer ist! Es war die Härte. Mein Gott, eine Minute 15 Sekunden Zeitverlust für die benachteiligte Klasse. Jetzt aber ran! In der Tat spielten sich in diesen Momenten unbeschreibliche Szenen ab. Die eine Lehrkraft meinte sich an eine Karpfenfütterung erinnern zu können, bei der sich die Fische in ihrer Fressgier gegenseitig aus dem Wasser gehoben hatten. Der andere meinte, so sehe es wohl aus, wenn bestes Rindfleisch aus Uruguay in einen Piranha-Teich geworfen werde. Die Schüler selber waren, nachdem sie endlich ihre heissgeliebten Handys in den Fingern hielten, innert Sekunden verschwunden. Ein uraltes Prinzip: Beute packen und dann gleich verduften.
Der Abend stand im Zeichen von Spielen aller Art. Als sehr attraktiv erwies sich das Spiel „Meier“, bei der alle – Schüler wie Lehrkräfte - ungebremst lügen durften, ja sogar mussten.
Ueberhaupt zeigte es sich, dass die Spielabende eigentlich eine ganz gute Idee waren. Auch „Eile mit Weile“ und sogar das mega-alte Spiel „Schwarzer Peter“ kamen zu Ehren.
Der Mittwoch war der Wandertag. Ein Tag also, vor dem sich normalerweise Schüler fürchten. Nicht so die SchülerInnen der A 1a, a 1b und A 1c. Drei Wanderungen waren angeboten worden, eine eher leichte und zwei längere. Mehr als zwei Drittel hatten sich für eine der längeren Wanderungen eingeschrieben. Das Wetter sah zu Beginn zwar gottslausig aus, doch der Wetterbericht machte klar: Ab 10 Uhr wird’s schön. So war es denn auch. Während die eine Wandergruppe den 2047 m hohen Hundsrügg über Zweisimmen ansteuerte und natürlich auch erreichte, zog die zweite von der Iffigenalp los, bestieg das Oberlaubihorn und marschierte an den „Sieben Brünnen“ und den Simmenfällen vorbei direkt auf das Lagerhaus zurück. Die dritte Gruppe konnte es etwas gemütlicher angehen, verirrte sich diesmal nicht wie drei Jahre zuvor eine andere Gruppe auf gleicher Strecke und kam ebenfalls problemlos ans Ziel. Die Generalprobe für den Nachtmarsch Ende Juni war also geglückt.
Dass die Schüler immer gelassener, gelöster wurden, zeigte sich kurz nach 16 Uhr, als erneut die Handys ausgeliefert wurden. Szenen wie am Vortag wurden zunehmend seltener. Die Schüler begannen zu ahnen, dass die Lehrer – vor allem der eine – doch nicht ganz Unrecht haben, wenn sie steif und fest behaupten, dass man auch ohne Handy ein glücklicher Mensch – ja, Mensch überhaupt – sein könne.
Zur allgemeinen Entspannung gab es auch am Mittwochabend einen Spielabend, diesmal nicht in den Klassen, sondern gemischt. Eine Schülerin der A 1a entpuppte als geschickte Kartentrickspielerin, die die Herren der A 1b gleich reihenweise fertig machte. Ansonsten wurde beim „Meier-Würfelspiel“ wieder gelogen, dass die Balken krachten. Einige, die am Abend zuvor erstmals mitgespielt hatten, zeigten recht dreist, dass sie rasch gelernt hatten. Um 22 Uhr war aber auch mit Lügen Schluss und alle mussten bzw. sollten ins Bett.
Am Donnerstagmorgen wurde die Arbeit an den verschiedenen Themen wieder aufgenommen.
Alle bekamen glänzende Augen, als sie ihnen klar wurde, dass sie diesmal mit dem Handy arbeiten durften. Sie sollten von Bergbauern, Milchkühen, Rezepten, Witzekennern u.a. Fotos machen. Ein Schelm, wer jetzt vermutet, dass bald einmal einzelne Schülern auf die Idee kamen zu „gamen“. Nun ja, solange man Lehrer nicht klonen kann, können sie auch nicht über all hinschauen.
An diesem Donnerstag gab’s etwas früher Mittagessen, da ein paar Gruppen am Nachmittag etwas früher unterwegs waren. Während sich einige mit dem Velo aufmachten und mehr oder weniger unfallfrei das Simmental bis Zweisimmen befuhren, erkundeten andere Höhlen und überquerten eine Seilbrücke, eine Gruppe steuerte eine kürzlich aufwendig restaurierte Ruine bei Zweisimmen an, eine vierte machte Rettungsübungen im Hallenbad. Etwa 10 SchülerInnen kletterten unter Anleitung eines Profis in einer Kletterlage, der Rest machte eine Jagd durchs Dorf, wobei sie verschiedene Posten ansteuern mussten.
Pech hatte die Gruppe, die die spektakulärste Tour unternahm. Sie kehrte erst spät zurück und hatte gerade mal etwa 30 Minuten Zeit fürs Handy. Da mussten doch einige tief schlucken, doch nicht eine(r) brach innerlich zusammen. Hut ab!
Der Donnerstagabend war dann auch schon der Abschlussabend. Auch da hatten sich die Lehrer etwas Besonderes ausgedacht. Zuerst gab es einen Postenlauf mit verschiedenen Aufgaben, etwa Gummibärchen mit dem Mund schnappen – eine zutiefst befriedigende, aber zugleich auch sehr anspruchsvolle Aufgabe - oder zu dritt einen Slalom mit zusammengebunden Beinen begehen, was koordinatorisch nicht allen Gruppen gleich gut gelang. Die Aufgaben waren jedenfalls so attraktiv, dass selbst die Soldaten eines WKs gerne mitmischten und sich so etwas von ihren kriegswichtigen Aufträgen lösen konnten. Der zweite Teil des Schlussprogramms fand in dem Raum statt, in dem normalerweise und immer noch die Handys gelagert waren. Doch da war nichts zu machen. Ein vorzeitiger Griff in die Kiste blieb tabu. Auch das Abschlussspiel verlief unfallfrei und machte vielen Spass. Einige gurgelten virtuos „Ali mini Äntli“, andere setzten gekonnt Zöpfchen auf das Haupt eines Kollegen oder rannten wie Wölfe heulend ums Haus. Die Aufgabe, das Autokennzeichen von Frau Schönenberger herauszufinden, überforderte hingegen diejenigen, die diese Aufgabe zu lösen gehabt hätten. Auch bei der Aufgabe, die Umrisse der Schweiz so zu zeichnen, dass man unser Land dabei auch tatsächlich erkennt, brauchte es schon viel Wohlwollen bei der Jury, um da dennoch Punkte zu bekommen, denn bei den meisten entstand eine Mischung aus Italien, Griechenland, Grossbritannien, Liechtenstein und der Mongolei.
Bei einem Schlussabend – erst recht in einem Lager – ist es halt so, dass manche meinen, danach einschlafen zu können, sei unmöglich. Einige dieser Schüler beteuerten sogar , dass sie dann dafür am nächsten Morgen im Zug schlafen würden, womit sie aber nur ein Lächeln ernteten. Im Leben nicht! Gewiss, es brauchte eine Weile, bis es überall ruhig wurde, bei den Damen sogar noch etwas länger als bei den Herren, aber die Versetzung einiger Personen auf den harten Boden draussen im hell beleuchteten Gang, liess den anderen die Vorzüge weicher Matratzen klarer vor Augen treten. Und so war zumindest bei den Herren recht bald einmal Schluss mit dem Herumgeistern.
Ja, was will man viel über die Rückfahrt sagen. Der verhältnismässig lange Schlaf zahlte sich gleich dreimal bei recht kurzen Umsteigezeiten aus. Selbst erfahrene SBB-Leute staunten, was Jugendliche am Ende eines Lagers noch so alles zustande kriegen. Die Weininger Truppe schaffte im gut frequentierten Berner Hauptbahnhof jedenfalls den Wechsel von Gleis 3 zu Gleis 8, der über eine lange Verbindungstreppe hoch und dann wieder runter führte - mit all dem Gepäck! -, in knapp drei Minuten. Eine Zugsverspätung hatte die Umsteigezeit von 14 Minuten auf ganze vier reduziert. Als Vorteil erwies es sich, dass man in Zweisimmen bereits üben konnte. Dort musste zudem zuerst noch das Gepäck zweier grosser Lagergruppen auseinandersortiert werden. Innerhalb von vier Minuten war auch das geschafft.
Fazit: Aus der Sicht von uns Lehrkräften war das Lager ein sehr schöner Erfolg. Man hatte alle gesteckten Ziele erreichen können. Niemand war wirklich zu schaden gekommen. Die Reibungspunkte und kleineren Konflikte hielten sich im gewohnten Rahmen. So gehen wir gerne ins Lager und so denken wir auch gerne ans Lager 2017 in Lenk zurück.
Peter Nef
Zurück